Peter Betker (71) ist seit 2022 neben vier anderen Menschen im Vorstand des CaFée mit Herz e. V.. Er ist derzeit als Projektleiter mit dem Umbau des Sanitärbereichs befasst.
Seit Anfang der Woche ist das CaFée mit Herz eine Baustelle. Wie läuft es bislang?
Gut! Derzeit sind wir voll im Plan – sowie, ganz wichtig für einen rein spendenfinanzierten Verein: auch im Budget. Wenn alles richtig zusammenläuft, könnten wir sogar zwei Wochen früher als geplant fertig werden. Genaues weiß man aber nie. Das ist ein Altbau hier, und da erlebt man beim Entkernen immer Überraschungen. Die Schließung für zwei Wochen ist leider notwendig, da in dieser Zeit der größte Lärm und Staub anfällt. Ab dem 22. April werden wir wieder für unsere Gäste da sein – die Arbeiten gehen aber noch eine Weile weiter.
Was baut ihr um?
Den kompletten Sanitärbereich. Die alten Duschanlagen waren nicht barrierefrei. Zudem war die Trennung zwischen Frauen und Männern immer schwierig. Und mittlerweile kommen ja viel mehr Frauen ins CaFée mit Herz. Konkret wird ein Badezimmer komplett für Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen hergerichtet. Und es wird neben dem “Rolli-Bad“ zwei Duschbäder mit eigenem WC und Waschtisch geben. Obdachlose Menschen haben das Recht auf Körperpflege – die ist (über)lebenswichtig. Waschen ist wirklich Würde.
So ein Umbau kostet viel Geld. Wo kommt das her?
Wir haben als Verein – wie auch schon beim Umbau der Küche im Herbst 2022 – einfach gespart. Der Plan ist ja nicht von heute auf morgen entstanden. Wir haben Rücklagen gebildet. Der Verein bekommt auch zweckgebundene Zuwendungen von Klein- und Großspenderinnen und –spendern. Diese Gelder verwenden wir dann für so etwas. Zudem arbeiten einige der beteiligten Gewerke – weil es um das CaFée mit Herz geht! – zu reduzierten Preisen. Manche sogar quasi für umsonst. Und wir haben zudem super freiwillige Helfer. In Sachen „Team CaFée mit Herz“, egal ob ehren- oder hauptamtlich, finde ich sowieso immer sehr beeindruckend, wie so sehr alle viel auf sich nehmen, um zu helfen.
Wie bist Du dazu gekommen, Dich im CaFée mit Herz zu engagieren?
Ich war vor meinem Ruhestand viele Jahre für die Shell AG tätig. Dort gibt es schon lange eine Spendenaktion, dadurch bin ich auf das CaFée mit Herz aufmerksam geworden. Davor, seit 2011, habe ich auch schon ehrenamtlich für einen Verein gearbeitet, der sich um Wohnraum für Studierende kümmert. Ich habe dort Vorstandsarbeit, Baubegleitung und Verwaltung gemacht.
Warum machst Du diese freiwillige Arbeit als ehrenamtlicher Vereinsvorstand, obwohl im Ruhestand?
Ich wollte halt nicht zuhause sitzen und auf den Tod warten! Im Ernst: Ich kann mir ein Leben ohne Aufgabe nicht vorstellen. Mein Berufsleben lang habe ich Projekte begleitet, war Programm-Manager. Das liegt mir einfach – und macht mir Spaß! Im CaFée mit Herz finde ich auch die Unmittelbarkeit der Arbeit sowie diese ganze Vielfalt der Menschen, mit denen ich so zusammenkomme, toll. Allein mit den Gästen ist jeder Tag anders. Manchmal gebe ich auch Essen aus oder arbeite in der Kleiderkammer.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft des CaFée mit Herz?
Ich glaube, dass das CaFée mit Herz als Institution in der Mitte der Gesellschaft Hamburgs angekommen ist. Diesen Zustand zu erhalten, dazu möchte ich gern beitragen. Denn dass das Problem der Obdach- und Wohnungslosigkeit sich so schnell ändern wird: Daran glaube ich nicht. Wir werden weiterhin Aufgaben übernehmen müssen, die eigentlich der Staat leisten müsste. Da sehe ich aber politisch landes- und bundesweit und auch gesellschaftlich eher soziale Kälte. Auch in meinem eigenen Umfeld fragen Leute: Kontrolliert ihr eigentlich bei der Essensausgabe, ob die Menschen wirklich bedürftig sind? Ich sage dann: Wer sich hier für ein Essen in die Schlange stellt, braucht das wirklich. Und wir haben darüber hinaus eine Fülle von weiteren Angeboten, die diese Menschen brauchen: Sozialarbeit, Kleiderkammer, Wundversorgung, Postservice, Medizinsprechstunde, ein Wohnprojekt und den Kältebus Hamburg. Das ist schon sehr umfassend. Und deshalb wäre ohne das CaFée mit Herz die soziale Welt Hamburgs womöglich ein wenig ärmer.
Sonst noch Fragen oder Antworten?
Ich finde, dass freiwillige Arbeit, wie sie unser ehrenamtliches Team Woche für Woche leistet, nicht genügend anerkannt wird. Warum werden Ehrenamtlichen nicht die Kosten für den Nahverkehr unbürokratisch erstattet? Oder warum gibt es für eine solche Arbeit – auf Nachweis – nicht einfach einen ordentlichen Steuerfreibetrag? Auch ich gebe viel Geld allein für das Hinkommen zum CaFée mit Herz aus. Für mich – weil ich zufälligerweise gut situiert bin – ist das okay. Aber für die anderen rund 100 ehrenamtlichen Menschen vom CaFée mit Herz, die oft weniger Einkommen haben, vielleicht nicht. Es geht auch um die offizielle Anerkennung für ehrenamtlich engagierte Menschen insgesamt. Außer formalem Dank und einem warmen Händedruck kommt da oft nichts.
Wir danken auf jeden Fall 1000-mal mit ganz heißem Händedruck, lieber Peter!